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Selbsthilfe-Magazin für Christen: 25 Jahre AUFATMEN

Vor 25 Jahren gründete Ulrich Eggers das Magazin AUFATMEN. Im kommenden Sommer geht er als Redaktionsleiter in den Ruhestand. Ein Blick zurück auf Hoffnungen und Herzensthemen – und wie es weitergeht.

Jesus.de: Uli, welche Hoffnungen bzw. Erwartungen hast Du damals mit diesem Magazin verknüpft?

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Ulrich Eggers: Es gab eine Ahnung in mir, dass auch andere ähnliche Glaubens-Probleme haben wie ich selbst: Wirklich ambitioniert und leidenschaftlich Jesus zu folgen – dabei aber immer wieder an die eigenen Grenzen zu stoßen: Sich rumzuschlagen mit Fragen und Zweifeln. Zu scheitern an guten und wichtigen Zielen – aber dennoch nicht aufgeben zu wollen. Gute Wege zu kennen – mehr beten, bibellesen, mehr Stille, mehr Glaube im Alltag! Aber dann doch immer wieder trotz guten Willens an solchen Zielen zu scheitern. Da Austausch ermöglichen, da voneinander lernen, da gute neue Ideen aufnehmen, mehr von Gott und vom Glauben verstehen: Das müsste doch phantastisch sein, sich darüber ehrlich auszutauschen, dachte ich!

Und was ist deiner Einschätzung nach daraus geworden?

Es hat tatsächlich auf eine mehrfach ungeahnte Weise funktioniert! Zum einen stimmte wohl die Analyse, dass es ganz vielen Christen so ging wie mir: Es gab eine Welle des Erkennens. „Ja, das geht mir auch so!“ Und: Es gab einen wahren Schatz an gutem Material aus der Geschichte und von anderen Christen, die sich genau damit herumgeschlagen hatten. Und: Es gab einen großen Konsens, dass eine radikale Ehrlichkeit total hilfreich ist, um wirklich tiefer und reifer glauben zu lernen. Gott hält unseren ehrlichen Gefühlen stand – und unser Denken und unsere Gespräche werden enorm gefördert, wenn wir uns offen über das „Ist“ unseres Glaubens austauschen – ganz viel vom biblischen „Soll“ kannten wir ja alle. AUFATMEN hat in kurzer Zeit eine große Auflage gewonnen …

Du hast einmal gesagt: „Eigentlich ist das Magazin AUFATMEN so etwas wie eine Selbsthilfe-Gruppe von Christen“ Was meinst du damit?

Ulrich Eggers 1993
Ulrich Eggers 1993 (Foto: privat)

Das reflektiert diese Erfahrung: Es müssen Menschen vorangehen, und ihre Probleme – aber auch ihre Entdeckungen, ihre guten Erfahrungen – offen schildern. Gott ist verlässlich und treu. Die Bibel gibt uns einen klaren Kompass vor – und es lohnt sich, ihn sehr tief in sich aufzunehmen. Und dann gibt es den hohen Wert der gegenseitigen Erfahrungs-Kompetenz: Wir besitzen eine enorme Autorität, einander mit unseren Erfahrungen zu helfen – wenn wir einräumen, dass andere eben hier oder da schon mehr wissen, schon Krisen durchlebt haben, schon tragfähige Antworten gefunden haben! Mein Hauskreis, meine Gemeinde – all das sind ja Selbsthilfe-Gruppen von Christen: Wir helfen einander auf dem Weg der Nachfolge Jesu!

Und eben: Auch AUFATMEN ist das: Wir spiegeln ja einfach nur diese Fülle von Erfahrungen rund um den Glauben – Spiritualität beschreibt unsere Gemeinschaft mit Gott, die Mittel und Methoden und Erfahrungen. Und es ist super hilfreich, sich in diesem Wissen der Bibel und anderer Glaubender zu spiegeln und zu vergleichen. Das ist im Grunde diese biblische „Wolke der Zeugen“, die Gott uns zur Hilfe gegeben hat. Deswegen kann man AUFATMEN so gut gemeinsam im Hauskreis lesen und diskutieren…

Wahrheit ist immer Dein Freund!

Gab oder gibt es Herzensthemen für dich?

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Ja, das ist sehr klar das Thema Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Ich habe quer durch mein Leben entdeckt, dass Christen oft aus falschem guten Willen sich und einander etwas vormachen wollen: klarzukommen, keine Fragen oder Zweifel zu haben, immer erfüllt und glücklich durch die Tage zu gehen. Aber in jedem schlummern tiefe Prägungen, Schmerzen, Nachtseiten unserer Persönlichkeit. Und wenn wir sie nicht ins Licht Gottes stellen, wenn wir nicht über sie reden und nachdenken wollen, dann bleiben wir ganz weit unter Gottes und unseren Möglichkeiten!

Gottes bedingungslose Liebe bedeutet doch: Ich brauche mich über nichts mehr zu schämen! Wow, was für eine Explosion von Freude! – Nur: Wenn wir dann doch alles wieder schamhaft verbergen, hat niemand etwas davon, dass Gott uns diese Freiheit in seiner Liebe eröffnet hat. Deswegen habe ich den Satz geformt und immer wieder geprüft: „Wahrheit ist immer Dein Freund!“ – erst das wahrhaftige Umgehen mit uns selbst macht uns wirklich frei für Selbsterkenntnis und dann auch Veränderung, die heilend und wohltuend ist. Denn jeder sehnt sich doch nach Veränderung und Heilung, nach einem erfüllten Leben …

redaktionssitzung von AUFATMEN 2010
Redaktionssitzung 2010 (Foto: SCM Bundes-Verlag)

Welche persönlichen Begegnungen haben besondere Spuren hinterlassen?

Es ist ein Riesen-Vorrecht in dieser Welt von Glaubenden unterwegs zu sein, die das auch so wollen: Jesus wirklich ehrlich folgen – und dabei wahrhaftig austauschen, wie sie klarkommen. Gordon MacDonald hat uns da seit Jahrzehnten begleitet, ein tolles Redaktionsteam, das immer wieder gute Impulse einbringt, eine Astrid Eichler mit ihrer Ost-Biografie, eine Birgit Schilling – enorm viele tolle Autoren. Ein Martin Schleske hat zum ersten Mal in AUFATMEN geschrieben. Ein Thomas Härry ist zum persönlichen Freund geworden, von Bill Hybels habe ich enorm viel gelernt – um so größer meine Trauer jetzt über sein Schweigen zu den Missbrauchserfahrungen durch ihn. Zugleich überrascht es mich nicht, dass es auch bei ihm diese Nachtseiten der Persönlichkeit gibt – denn wir alle haben sie so oder so! Aber hoffentlich gehen wir besser mit ihnen um … denn Wahrheit ist immer Dein Freund!

Das ist Volkshochschule und Universität des Glaubens in einem.

Was habt ihr als Team selbst durch das „Heftmachen“ gelernt? Was war die wichtigste „Lektion“?

Dass es ein enormes Vorrecht ist, gute Texte zu lesen: Das ist Volkshochschule und Universität des Glaubens in einem. Ein unglaublicher Reichtum! Wir als Redakteure sind ja einfach nur begeisterte Multiplikatoren: Wir verteilen das Gute und Wichtige, was wir selbst entdeckt haben. Was für ein Vorrecht! Und es zu teilen bedeutet ja auch, sich darüber austauschen zu können – das ist Teil der menschlichen Lebensberufung: In Gemeinschaft glauben, nur so kann es gehen …

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Ein Artikel aus Ausgabe 1 hieß: „Stille erleben – allein mit Gott.“ Wo begegnet ihr Gott am besten/ehesten? Wann atmet ihr auf?

Das Stille-Thema ist nicht deswegen wichtig, weil irgendwann alle Christen in die höheren Weihen des Glaubens kommen müssen – Motto: „Wenn Du fortgeschriebener Kenner bist, dann liebst Du die Stille.“ Nein, Stille ist wichtig, weil unser Leben so voll und der Alltag so laut ist: Gott möchte sich bemerkbar machen, er redet zu uns – aber wir sind viel zu laut und „zu“, um das zu hören. Ich habe rasch gemerkt, wenn ich mich der Bibel, guten Texten, Glaubens-Zeugnissen anderer Christen aussetze – und Gott Raum zum Reden gebe, dann passiert da etwas in mir. Wenn ich mir erlaube, meine Gedanken wirklich auszusprechen, zu Ende zu denken, mich Gott hinhalte damit – manchmal mit meinem Zorn, meinem Zweifel, meinen Fragen – dann passiert da etwas! Und dafür müssen wir eben einfach mal raus aus dem dauernden Dichtsein mit anderem – das ist die Bedeutung von Stille. Wie und wo – da findet jeder seinen Weg und ist völlig frei. Ich erlebe Stille gern bei langen Fahrten im Auto, andere beim Spazierengehen, wieder andere mit der Bibel oder dem Gesangbuch auf dem Lieblingssessel. Egal wie – Hauptsache: Raus aus dem Trubel! Und gute Inhalte „einfüllen“ und in die Stille bringen – eine Predigt, einen Bibeltext, einen guten Artikel!

Wie geht es mit AUFATMEN weiter?

Als Pioniere und Macher gehen wir im Sommer 2022 in den Ruhestand – aber wir werden Schreibende bleiben und unsere Gedanken auch weiter in AUFATMEN teilen. Und AUFATMEN geht mit neuem Team und neuem Redakteur auf dem bisherigen Kurs weiter: Martin Gundlach wird ab dem kommenden Sommer neuer Chefredakteur. Aber unser Thema wird bleiben: AUFATMEN ist ein Magazin für die zweite Glaubenshälfte, sagen wir gern: Wir haben ein festes Thema! Den Glauben auf der Marathon-Strecke des Lebens gut und ehrlich mit Vitaminen versorgen …

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Daniel Wildraut

Freies Redaktionsteam von Aufatmen mit Gast Johannes Hartl 2014
Freies Redaktionsteam von Aufatmen mit Gast Johannes Hartl 2014 (Foto: SCM Bundes-Verlag)


AUFATMEN erscheint seit 25 Jahren im SCM Bundes-Verlag, zu dem auch Jesus.de gehört.

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