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„Breitester Pastor“ eröffnet Fitness-Jugendzentrum

Die Christusgemeinde Wuppertal hat eine Industriehalle in ein Fitness-Jugendzentrum umgebaut. Jetzt hat Bodybuilder und Pastor Marcus Schneider es eingeweiht. Dazu erschien sogar Prominenz.

Von Ann-Sophie Bartolomäus

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Samstagnachmittag, der 31. August, die Sonne brennt. Von draußen zieht der Geruch von gegrilltem Fleisch herein, drinnen mischt er sich mit dem der Nebelmaschine. Ein Mann mittleren Alters mit Glatze und Tattoos steht auf einer Bühne in einer ehemaligen Industriehalle im sozialen Brennpunkt von Wuppertal. „Wusstest du, dass der Satz ‚Fürchte dich nicht‘ 365 Mal in der Bibel steht? Hast du eine Idee, warum? Weil Gott dir jeden einzelnen Tag das Gleiche sagen will, was er auch Josua gesagt hat: ‚Sei mutig und stark! Hab keine Angst, denn ich bin bei dir.'“ Ulf Bastian ist seit acht Jahren Pastor der Elim-Kirche Sternschanze in Hamburg. Früher war er Punk und pöbelte gegen Kirchengänger. Heute ist er hier, um seinen Freund Marcus zu unterstützen.

Marcus Schneider, besser bekannt als „Der breiteste Pastor Deutschlands“, hatte die Idee, ein Fitness-Jugendzentrum in Barmen, einem der Problemviertel von Wuppertal, zu eröffnen. Seit fünf Jahren trägt er den Gedanken mit sich herum, für Jugendliche einen Ort der Begegnung zu schaffen, auf Augenhöhe und mit Respekt. In der Welt des Kraftsportes treffe man häufig Leute, die äußerlich stark, aber innerlich kaputt seien, meint er. Die Quelle für innere Stärke sei die Liebe Gottes und die lasse sich am besten durch echte und ehrliche Beziehungen vermitteln. Deshalb baut das Fitnessstudio voll auf einen Kurs-Kalender, der die Gemeinschaft in den Vordergrund stellen soll. Die Aktion sei in ihrem Kern nicht missionarisch angelegt, es gehe vor allem um die Message „Du bist es wert, was aus dir zu machen“. Gleichzeitig sei es aber wichtig, den Jugendlichen zu vermitteln, dass sie geliebt werden, unabhängig von einem Leistungsgedanken, sagt Schneider.

„Marcus kam nach Wuppertal mit einer Vision, und unsere Kirche ist verrückt genug sie zu glauben.“

Zahlreiche Besucher sind gekommen, um den Bau mit einem Gottesdienst und anschließender Grillfeier einzuweihen. Der Stand der Umbauarbeiten soll heute enthüllt werden. Auf Facebook und Instagram, wo der 40-jährige volltätowierte Bodybuilder und Pastor sonst sehr aktiv ist, hat er diese Woche extra keine Bilder gepostet.

„Haben wir es geschafft, oder bekommt ihr gleich alle einen Pinsel in die Hand gedrückt?“ An der hinteren Wand der Halle stehen zwei Frauen an den mit Pappe verkleideten Durchgängen und warten in gespannter Haltung auf das Zeichen des Pastors. „Drei, zwei, eins!“ Die Pappen sind zerstört, die Besucher stürmen in den Nebenraum. Zu sehen bekommen sie den fertigen Kraftraum mit Lounge-Bereich. Die ersten hängen schon an den Klimmzug-Stangen, Kinder turnen auf den Hantelbänken herum. Die Begeisterung ist groß, das Studio kommt gut an. Der industrielle Stil ist in dem Raum beibehalten. Die von der Decke hängenden Kranhaken wurden zu Dekoelementen umfunktioniert.

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Eine Menschenmenge tummelt sich in dem neuen Kraftraum in der Industriehalle.
Das Fitness-Jugendzentrum hat den Stil der Industriehalle beibehalten.
Bildquelle: Jesus.de / Ann-Sophie Bartolomäus

Unter den Besuchern seien heute einige von den freiwilligen Helfern, ohne die das Projekt gar nicht hätte umgesetzt werden können, sagt Schneider. Die ganze Gemeinde habe hinter dem Projekt gestanden, egal ob jung oder alt. „Marcus kam nach Wuppertal mit einer Vision, und unsere Kirche ist verrückt genug sie zu glauben“, sagt der Frontmann der Jugendband, die auch heute den Gottesdienst mitgestaltet hat. Die Christusgemeinde Wuppertal (CGW) ist eine evangelische Freikirche und mit durchschnittlich 600 bis 700 Gottesdienstbesuchern verhältnismäßig groß. Marcus Schneider ist einer von mehreren Pastoren. Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Arbeit in der Jugendkirche. Außerdem ist er zweiter Vorsitzender des 2010 gegründeten Sozialwerkes der CGW, das sich für den Stadtteil und die Menschen wortwörtlich stark macht und hier als Träger des Projektes auftritt.

Der Weg war nicht immer leicht

Um 16 Uhr startet die Fitnesschallenge, einige trainieren schon seit Ende des Gottesdienstes. Männer und Frauen mit Gewichthebergürteln und durchgeschwitzten Muskelshirts ziehen Grimassen und wetteifern, wer am lautesten Stöhnen kann. Die Umstehenden feuern die Kniebeugenden und Bankdrückenden im Power-Rack an. Einige tragen den Merchandise des neuen Fitnessstudios: weiße T-Shirts mit dem Aufdruck „Mutig und Stark“, darunter das Logo der neuen Marke.

Eigentlich sollte das Jugendzentrum schon längst eröffnet sein. Als der Baubeginn sich jedoch immer wieder verzögert, rückt auch der Eröffnungstermin vom Juni in den Oktober. Für Kirchen sei es nicht so leicht, ein Gebäude zu kaufen, es habe einige vertragliche Schwierigkeiten gegeben, berichtet Reiner Theis dem Quatierbüro Soziale Stadt im Januar. Theis ist erster Vorsitzender des Sozialwerks der CGW und Architekt des Bauprojektes.

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Stadt fördert das Projekt mit 340.000 Euro

Dass sie mit dem Projekt etwas richtig macht, weiß die Gemeinde jedoch spätestens als sie im Rahmen der Städtebauförderung 340.000 Euro über die „Soziale Stadt Oberbarmen/Wichlinghausen“ erhält. Das sind 80 Prozent der Baukosten. „Wir können den Eigenbeitrag zum Teil auch über ehrenamtliche Arbeit aufbringen“, sagt Theis ebenfalls im Januar. Er beispielsweise verzichtet komplett auf sein Architektenhonorar.

Eine Hantelbank mit der Aufschrift "Mutig und Stark - powered by gym80".
Der Slogan „Mutig und Stark“ steht auch auf den Geräten.
Bildquelle: Jesus.de / Ann-Sophie Bartolomäus

Als dann ein namenhafter Fitnessgeräte-Hersteller dem Zentrum nicht nur Gerätschaften im Wert von 200.000 Euro spendet, sondern diese sogar eigens für den Zweck produziert, ist allen klar: Auf dem Projekt liegt Segen. Simal Yilmaz, der Geschäftsführer von gym80, ist ebenfalls unter den Besuchern der Einweihungsfeier. Der Gottesdienst hat ihm gut gefallen. Auf die Frage hin, ob er Christ ist, sagt er „nah dran“ – und lacht. Der 50-jährige Ruhrpott-Unternehmer will das Projekt unterstützen, damit Jugendliche ihr Potenzial entwickeln, anstatt „auf der Straße Scheiße zu bauen“.

Die nötige Publicity erhält die Initiative vor allem durch Frontmann Marcus Schneider, seine Bekanntheit in den (sozialen) Medien und sein Netzwerk zu anderen Größen der Fitnessbranche. Er wolle aber nicht immer Gesicht von „Mutig und Stark“ sein, es ginge eben nicht um ihn. Heute ist es ein anderes Gesicht, das die meiste Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zieht.

„Dieses Projekt ist ein Beispiel dafür, dass der Glaube Berge versetzen kann.“ – Henning Baum

Zur Eröffnung hat es auch den deutschen Schauspieler Henning Baum gezogen. Der braungebrannte Macho-Polizist mit Sonnenbrille, Bizeps und coolen Sprüchen aus der Sat1-Fernsehserie „Der letzte Bulle“ ist heute ganz privat hier. Seine kleine Tochter hat er mitgebracht. Vor lauter Selfie-Anfragen kommt der 47-Jährige kaum dazu, seine Bratwurst zu essen. Der gebürtige Essener ist ein langjähriger Freund und Werbepartner des Unternehmens gym80. Mit Samil Yilmaz verbindet ihn die Leidenschaft zum Kraftsport. Durch ihn sei er auch auf das Fitness-Jugendzentrum aufmerksam geworden. „Ich bin sehr stolz darauf, was mein Freund hier ermöglicht hat“, sagt Baum. „Dieses Projekt ist ein Beispiel dafür, dass der Glaube Berge versetzen kann.“

gym80-Geschäftsführer Samil Yilmaz links) und Fernseh-Schauspieler Henning Baum rechts) sitzen auf einer Bierzeltgarnitur vor der Industriehalle.
Unternehmer Samil Yilmaz (l.) und Schauspieler Henning Baum waren bei der Eröffnung mit dabei.
Bildquelle: Jesus.de / Ann-Sophie Bartolomäus

Baum setzt die Sonnenbrille ab. Er redet mit Begeisterung. Auch ihn hat der Gottesdienst sehr berührt, besonders die Predigt hat ihm gefallen. Man spüre hier die Liebe Gottes, das Projekt sei „beseelt“. Baum wünscht sich, es gäbe mehr solcher Projekte in Deutschland, viel zu oft würde sich nur die andere Seite in unserer Gesellschaft Gehör verschaffen.

Patenschaften für sozial Benachteiligte

Trotz des kirchlich-sozialen Hintergrunds soll das Fitnessstudio zukünftig für alle Schichten und Ethnien offene Türen haben. 35 Euro beträgt der monatliche Beitrag, nach einem Einweisungskurs kann es losgehen. „Den muss übrigens jeder machen, wir machen da keinen Unterschied zwischen Anfänger und erfahrenem Bodybuilder“, sagt Schneider. Um die Jugendlichen aus unteren Schichten und ohne die finanziellen Mittel für eine Mitgliedschaft zu unterstützen, gibt es verschiedene Staffelungen im Beitrag. Privatpersonen und Unternehmen können zu Sponsoren werden. „Ein Unternehmen zahlt dann beispielsweise ein Jahr für einen Jugendlichen“, erklärt Schneider.

Einige solcher Patenschaften seien schon abgeschlossen. Mehr würden erwartet, wenn das Projekt erst Mal richtig starte. Bis zur Eröffnung am 29. Oktober 2019 sei noch Einiges zu tun, sagt Schneider. Der Multifunktionsraum brauche noch Böden und auch die sanitären Anlagen seien bisher nur gemauert. Trotzdem: Er ist optimistisch, dass sie rechtzeitig fertig werden.

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